Im Verlauf der letzten Zeit wurden verschiedene Gremien, Politiker und Politikerinnen angeschrieben, sowie auch in persönlichen Gesprächen mit der aktuellen Lage durch den Braunkohlentagebau im Bereich der Orte Welzow und Proschim vertraut gemacht. Immer wieder lässt sich großteils die Unkenntnis der für die Zukunft Brandenburgs mitbestimmenden Politiker(innen) feststellen. Viele Fragen werden gar nicht, oder zumindest unzureichend beantwortet – für uns ein Zeichen von Desinteresse und Ignoranz. Frühere Aussagen: „... es wird kein Ort mehr für den Tagebau weichen... (M. Stolpe)“ und „... mit uns gibt es keine neuen Tagebaue... (Wahlprogramm: Die Linke – 2009)“ sind durch bevorstehende Entscheidungen ad absurdum geführt.

Alle Abgeordneten im Landtag müssen sich die Frage gefallen lassen, ob sie sich im Einzelnen mit den in dieser Region betroffenen und verwurzelten Menschen beschäftigt haben. Oftmals folgen aber Abgeordnete nicht dem Wahlauftrag und so sind dann schnell ein paar Versprechungen eben „Versprecher“. Fragen können sie nicht beantworten, weil sie diese nicht zur Kenntnis nehmen. Wir haben Ihnen einen ganzen Fragenkatalog zusammengestellt, deren Beantwortung wachrütteln könnte, bevor sie ihre Zustimmung zur weiteren Inanspruchnahme von Heimat, von lebenswerten und aktiven Dörfern und Siedlungen treffen.

01.       Wussten Sie, dass für die Durchsetzung der Energiestrategie 2030 zum ersten
Mal durch den Braunkohlenausschuss (BKA) - die Notwendigkeit des Landes Brandenburg langfristig Stromexporteur im nationalen Kontext zu bleiben – gefordert wird?

            Kurzformel: Die Lausitz wird verheizt für den Export!

02.       Wussten Sie, dass das Kraftwerk Schwarze Pumpe 1996 mit einem eff. Wirkungsgrad von 38 % ans Netz ging und 40-50 % der erzeugten elektrischen Energie als Eigenverbrauch in die Produktion zurückgeführt wird (Einspeisung in die Tagebauanlagen wie Bagger, Wasserhebe- und Förderanlagen usw.) und der verbleibende erzeugte Strom aus Braunkohle dann noch zu über zwei Drittel in den Export verbracht wird? Das Kraftwerk Schwarze Pumpe hat die Hälfte seiner Laufzeit überschritten. Wie soll die derzeit stark diskutierte Ertüchtigung der Anlage als Kaskaden- Kraftwerk- System erfolgen, um entscheidend flexibler Strom zu erzeugen? Es bleibt eine klare Illusion!

03.       Der BKA kommt zur Einschätzung, dass aus heutiger Sicht die

Versorgungssicherheit mit preiswerter Elektroenergie- aus Braunkohlestrom noch für lange Zeit zu rechnen ist. Was ist preisgünstig, wenn kein Förderzins aufgebracht werden muss für die Bodenschätze Braunkohle, Wasser, Kiese, Erden usw. und Alttagebaue (geschickt abgetrennt) bislang mit 10,1 Milliarden € aus Bundes- u. EU Finanzierungen revitalisiert werden? Welche Branche kann außerdem ähnlich hohe Subventionen für die Rohstoffgewinnung erwarten, zumal Brandenburg ohnehin stark vom Länderfinanzausgleich des Bundes abhängig ist? Dafür streichen wir lieber Millionen Euro im Bildungsetat!

04.     Gibt es in Brandenburg ein „Sicherheitskonzept“ für die Braunkohlengewinnung
           in Bezug auf die Menschen am Tagebaurand?

05.       Ist eine umfassende Wirtschaftlichkeitsbetrachtung der Braunkohlengewinnung im Vergleich zu erneuerbaren Energien vorhanden?

06.       Es gibt gesetzlich geregelte Vorschriften der Abstandsregelungen für Produktionsstätten – ob in der Industrie oder Landwirtschaft, bei Kraftwerksanlagen für Biomasse und Wind. Warum nicht auch für Tagebaue und Tagebauanlagen zu bebauten und bewohnten Gebieten? In Welzow soll der Abstand gerade einmal 120 m zur Steilwand des Tagebaues betragen, zu einem Absturzgefälle von ca. 125m Lochtiefe!

07.       Wussten Sie, dass beim Abbau der Kohle im Tagebau radioaktive Stoffe (z. Bsp.: ca. 0,25 g Uran / Tonne Braunkohle) freigesetzt werden und somit der Abbau der Braunkohle unter die Aufsicht der Atombehörde gestellt werden sollte? In Vorwendezeiten sind im Raum Schwarze Pumpe generell jährliche Leukämieuntersuchungen angeordnet worden, denn man kannte die Gefahren unkontrollierter und unprofessioneller Verbrennung radioaktiver Stoffbeimengungen in der Förderkohle. Heute aber kein Thema mehr für die Profitmaximierung von Vattenfall-Mining und ihrer politischen Gönner! Gutachten werden zurückgehalten um keinesfalls Unruhe in der betroffenen Bevölkerung aufkommen zulassen. (Versterben junger Frauen in Bluno, verstärkt Krebskranke in Knappenrode usw.). Eine parlamentarische Untersuchungskommission wäre hierfür vonnöten.

08.       Wie viel Schmier- und Treibstoffe gelangen täglich als Umweltbelastung in das Erdreich des    Tagebaues und werden mit dem Hebewasser versetzt das neben dem großen Anteil an Prozesswasser für das Kraftwerk auch als Trinkwasser durch den Konzern verkauft wird und zur Flusseinspeisung dient? Die Spree, weitestgehend ohne natürlichen Zulauf (abgegrabenes Umland) muß mit 60 % Hebewasser gespeist werden, um Fließgewässer zu bleiben. Das Wasser das unter dem Flöz angesaugt wird und somit mit allen nur denkbaren Schwermetallen angereichert ist, erklärt uns die braune Spree in Spremberg und wird das Alleinstellungsmerkmal Spreewald in eine Kloake versetzen, sowie das Trinkwasserreservoir Berlin für immer schädigen!  

09.       In welchem Verhältnis steht die Größe der landwirtschaftlichen Nutzfläche vor und nach dem Tagebau, da rekultivierte Flächen über Jahrzehnte durch    
            Landwirtschaft nicht genutzt werden können und danach maximal nur eine extensive Bewirtschaftung möglich ist?

10.       Die Abgrabungstiefe der Braunkohle beträgt im Tagebau Welzow-Süd ca. 125 m. Die zwischen Oberflächen- und Grundwasser liegenden Zwischenmittel werden somit zerstört. Der erfolgte Grundwasserentzug hat eine Absenkung von über 600 qkm. Durch das Absenken von Grundwasser kommt es zwangsläufig zur Absenkung des gewachsenen Bodens und somit zur Beschädigung von Bebauung durch Rissbildung. Dabei reißen auch Medien führende Rohrleitungen, wie Wasser- oder Gasleitungen, wenn diese nicht flexibel verlegt wurden. Kann jemand diese Gefährdung und deren Folgen explizit ausschließen?

            Wer übernimmt hierfür die Verantwortung?

11.       Nach der Grundwasserabsenkung gibt es ein weiteres Problem. Durch das Abbaggern des gewachsenen Gebirges und nach der Auskohlung sowie dem Aufschütten von lockerem Boden, ist die Stabilität der Halden statisch nicht bewertbar. Des Weiteren wird die Stabilität durch das ansteigende Grundwasser zusätzlich verringert. Ca 36.000 ha ehemaliger Kippenfläche, verkauft an Land u. Forstbetriebe, sind durch Grundbrüche u. Setzungsfließen heute in der Lausitz ein potentielles Gefahrengebiet und mit einem Schilderwald „Betreten Verboten - Lebensgefahr“ abgeriegelt. Die Bürger aber werden informativ ferngehalten, wenn nicht die großen Katastrophen wie das Setzungsfließen des Bergener Sees die hochgelobten Rekultivierungserfolge platzen lassen und die Wirksamkeit der Medien nicht mehr verhindert werden kann. Leidtragend ist immer wieder der Bürger, der auf die genehmigte Nutzung vertraute und heute auf Entschädigung hoffen muß!

Die Lausitz ist ein einziges Schwimmkissen infolge ihrer Jahrzehnte unverantwortlichen Schändung. Die Sanierung mit 10,1 Milliarden € europäisches Steuermittelaufkommens ist ein immer deutlicher werdender Flop und die großen Visionen die in den gewaltigen Tourismusideen erträumt werden, sind absehbar nur noch zum Scheitern verurteilt.

12.       Nach der Auskohlung der Tagebaue werden die Restlöcher auch mit Flusswasser gefüllt. Dieses Flusswasser enthält Beimengungen von großstädtischen Kläranlagen, dass über die Vorfluter den Flüssen zugeführt wird und mit Schadstoffen, vor allem aber mit Bakterien ( auch Coli - Bakterien) versetzt ist. Das Flutungswasser verbindet sich somit mit dem Grundwasser aus dem wir unser Trinkwasser schöpfen.

13.       Wussten Sie, dass die Analyse zur Verbreitung des Lausitzer Flözes im Senftenberger Kernrevier nach dem Erkenntnisstand von 1933 durch den Herrn Klein, bzw. nach dem Erkenntnisstand des Herrn Nowel um 1990 nur Flötzausläufer, also Minimallagerstätten um ev. 6-8 Mio. Tonnen Braunkohle unter dem Dorf Proschim und seiner verbliebenen Gemarkung ausweist? Dies bedeutet, dass das Kraftwerk Schwarze Pumpe gerade einmal Brennstoff für 6 Monate zur Verfügung hätte. In welch Verhältnis steht die um 800 ha große, jährlich intensive Ackerbodennutzung gegenüber dem Rohbraunkohlevorrat eines halben Jahres zur Verstromung und der auf ewig geplanten Vernichtung des Dorfes auf Grund technologischer Bedingungen?                                                            

Ein Vergleich läßt sich leicht überschauen! Der Beweis eines derart geringen Lagerstättenvorrates erklärt sich aus dem Sondertagebau Proschim des BKK Senftenberg (abgebrochen im Jahr 1990) zur Einfahrt der Förderbrücke über 4 Jahre, die die Aufnahme des Regelbetriebes erst im Bereich der Welzower Fluren erreichen sollte.

14.       Wussten Sie, dass die sogenannte Dichtwand, zunächst erst einmal 10,6 km lang politisch und strategisch hoch interessant in einer – wasserrechtlichen
            Genehmigung zur Entnahme durch den Tagebau Welzow Süd – in einem kleinen Absatz eingebettet wurde mit der Begründung des Rückhaltens der
           Abströmung des Flutwassers aus der Lausitzer Seenkette für den genehmigten Tagebau bis 2027? Die Gründe aber für den größten unterirdischen
           Mauerbau aller Zeiten sind die Sicherung des Wasserreservoirs an gutem Trinkwasser als Produktionsmittel für das KW SP, wie auch die
           Tatsachenschaffung zur illegalen Vorbereitung des neuen Tagebaus Welzow Süd II, denn für das Feld Welzow Süd I ist dieses Milliarden € Projekt nicht
           erforderlich und vom LBGR als Genehmigungsbehörde, trotz klarer Gegengutachten der Umweltverbände leider nicht als Grundsatztäuschung des
           Antragstellers (Vattenfall-Mining) erkannt worden. Die genehmigte Linienführung mit mehrfach fehlenden Einbindehorizonten und dem hohen
           Gefahrenpotential für die Dorflagen Bluno, Kleinpartwitz und Lieske werden verheerende Folgen nach sich ziehen, sollte die Klage der Umweltverbände
           bei Gericht keinen Erfolg haben. 

15.       Wussten Sie, dass das Dorf Proschim längst schon den Status „BIO Energiedorf“ erreicht hat? Die derzeit installierten nachhaltigen Energieerzeugungsanlagen erreichen ein Mehrfaches des notwendigen Eigenbedarfes, heute schon zu einem Faktor um 20!

- Biomassekraftwerk 536 kWh als Grundlastkraftwerk und 1000 kW thermisch

- Solarenergie um 1000 kWh elektrisch und 120 kW thermisch

- Geothermieanlagen 30 kW

- Windkraftanlagen (derzeit) 2,4 Mega kW

Welche Effizienz für die Braunkohleverstromung bleibt rechenbar (minimal Kohlelagerstätte und dem Erdmassenbedarf für andere aufgebuddelte Löcher), bei der Umnutzung von Kulturlandschaft in Wüsten und toten Meeren?

Der vorliegende Braunkohleplan ist unverantwortlich und widerspricht in seiner Arroganz der Schöpfung.