Braunkohlekritiker aus Welzow eröffneten am Mittwochabend im Proschimer Kulturhaus eine Ausstellung, die sich mit dem Braunkohlebergbau in der Region befasst. Unter dem Titel „Fluch oder Segen: Erinnerung an 150 Jahre Kohle in Welzow – Ein Blick hinter die Kulissen“ wird auf 20 Tafeln der 150 Jährige Bergbau kritisch begleitet. Die Ausstellung ist noch bis zum 28. September im Kulturhaus zu besichtigen.
Zu der Eröffnungsveranstaltung kamen über 50 Gäste, darunter der Wirtschaftswissenschaftler Dr. Christian von Hirschhausen vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, die Landtagsabgeordnete Heide Schinowsky (Bündnis 90/Die Grünen), der Kreischef der Grünen Spree-Neiße Wolfgang Renner und der BUND-Geschäftsführer Axel Kruschat. Die Ausstellung war eine Idee des kürzlich verstorbenen Proschimer Urgesteins Johannes Kapelle, die nun von seinen Vertrauten und Mitstreitern fertig gestellt wurde, teilte Hannelore Wodtke mit. Kapelle wollte den öffentlichen Feierlichkeiten der Stadt Welzow zum Jubiläum des Braunkohleabbaus eine kritische Sichtweise entgegensetzen. Seine Enkelin Darena Kapelle eröffnete feierlich die Ausstellung und kündigte an, die Arbeit ihres Großvaters weiterzuführen. Eine sinnlose Abbaggerung von Proschim darf es nicht geben, forderte die Studentin.
Unterstützung bekamen die Proschimer und Welzower an diesem Abend aus der Wissenschaft und Politik. Egal welche Farbe die nächste Bundesregierung haben wird, ein mittelfristiger Kohleausstieg wird kommen, sagte der DIW-Wissenschaftler von Hirschhausen. Braunkohle werde im zukünftigen Energiesystem einfach nicht mehr gebraucht. Die Zeit der Kohle gehe dem Ende entgegen, so der Wissenschaftler.
Diese Ansicht vertrat auch Heide Schinowsky. Die Landtagsgrünen werden sich in der anstehenden Debatte zur Überarbeitung der Energiestrategie dafür einsetzen, dass neue Tagebaue in Welzow und Jänschwalde nicht mehr Bestandteile der Landesenergieplanung sein werden. Auch wolle Schinowsky nach dem vollzogenen Verkauf der Braunkohlesparte an die tschechische Holding EPH sich dafür einsetzen, dass die festgefahrene Debatte um die Einrichtung einer Schiedsstelle für Bergschäden wieder aufgenommen wird. „Wir erwarten von EPH eine Zusage für die Übernahme der Kosten, wie sie bereits von Vattenfall angekündigt wurde“, sagte Schinowsky.
Der Grünenchef von Spree-Neiße Wolfgang Renner erklärte, die Debatte um die Kohle werde der Lausitz noch eine Weile erhalten bleiben. Einig waren sich an diesem Abend alle Beteiligten, einen sofortigen Ausstieg von heute auf morgen wird es nicht geben, selbst wenn SPD-Minister wie Albrecht Gerber dies gerne immer wieder unterstellten. Doch heute müssen die Weichen gestellt werden. Mit neuen Tagebauen sei dies nicht zu machen, resümierte Hannelore Wodtke den Abend.